Der Roman “Die Infantin trägt den Scheitel links” wurde 2020 von Helena Adler verfasst und handelt von einem jungen Bauernmädchen, dessen Familie ihr es nicht gerade leicht macht.
Zu Anfang der Geschichte ist die Protagonistin um die sechs Jahre alt, am Ende ein Teenager von ungefähr 16 Jahren. Sie erzählt von ihrer streng christlichen Mutter und ihrem Vater, der Alkoholiker ist. Ebenfalls werden die Zwillingsschwestern, die die namenlose Hauptfigur tagein tagaus terrorisieren, beschrieben. Die Familie wohnt zusammen bei den Urgroßeltern auf einem Bauernhof. Dort erlebt die Infantin allerlei: Unter anderem fackelt sie den Hof ab, beginnt sich gegen ihre älteren Schwestern zu wehren, fängt an zu Rauchen und verliebt sich zum ersten Mal.
Das Buch ist vieles, aber definitiv nicht ordinär. Vor allem zu Beginn der Geschichte steht nicht die eigentliche Handlung im Vordergrund, sondern die außerordentlich lebhaft beschriebenen Gefühle und Eindrücke der Protagonistin. Die einzigartige Schreibweise der Autorin ruft dem Lesepublikum fantasievolle Bilder in den Kopf, die nur so von Metaphern strotzen. Dadurch regt fast jeder Satz zum Denken an und lässt viel zur Interpretation offen. Eine weitere Eigenheit des Buches ist, dass die Figuren keine Namen haben. Stattdessen, verwendet die Autorin eine Vielzahl von Begriffen wie “Eisprinzessin” oder “Räuberhauptmann”.
Doch diese Namenlosigkeit kann das Lesen auch etwas erschweren, da manchmal etwas unklar ist welche Person genau gemeint ist und es schwerer ist eine Verbindung zu den Figuren herzustellen oder sich in sie hineinzuversetzen. Generell kann es auch schwerfallen sich beim Lesen zu konzentrieren, da teilweise der rote Faden fehlt. Auch sind gewisse Stellen unklar, da Realität und die kindliche Imagination der Hauptperson vermischt werden. Dies trägt aber auch zur Besonderheit der Erzählweise und zu dem bereits erwähnten lebhaften Kopfkino bei. Deshalb, auch wenn der Schreibstil für einige sicherlich gewöhnungsbedürftig sein mag, ist der Roman definitiv empfehlenswert.
Das Buch ist 2020 im Jung und Jung Verlag erschienen und in der Bibliothek verfügbar!
Rezension von Lisa-Maria Brunner - Oktober 2020