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Madeline Miller- Ich bin Circe

                         

Das Buch Ich bin Circe, das von Madeline Miller geschrieben und erstmals 2018 im Englischen publiziert wurde, handelt vom Leben der griechischen Göttin Circe. Diese wird als Tochter des Titanen Helios geboren und muss eine grauenhafte Kindheit erleiden. Aus Wut auf eine Nymphe verwandelt Circe jene in ein schreckliches Ungeheuer. Die Göttin erfährt jedoch erst, dass die Transformation aus ihren eigenen Kräften hervorgegangen ist, als sie von ihrer Verbannung hört. Sie wird alleine auf der Insel Aiaia zurückgelassen und beginnt dort, Hexenkunst zu erlernen und zu trainieren.                                                                                                                                                                                                                                            
Diese sagenumwobene goldene Hexe von Aiaia wird im Buch kaum als Göttin dargestellt. Im Palast ihres Vaters hat sie mit ihren gelben Augen und ihrer menschlichen Stimme nie dazugehört. Sie hat sich nie als eine von den Unsterblichen gesehen. Circes Persönlichkeit verändert sich im Laufe des Buches stark, doch sie wird nie so arrogant, wie die Titanen und Olympier es sind. Die Hexe ist anfangs leichtgläubig und naiv, wächst aber zu einer starken, unabhängigen Frau heran. Ein weiteres Merkmal, das sie von anderen ihrer Spezies unterscheidet, ist Mitgefühl. Durch diese Charakteristiken kann sich das Lesepublikum mit der Protagonistin identifizieren und ihre Handlungsweise nachvollziehen. 
Das Buch enthält natürlich jede Menge Geschichten aus der griechischen Mythologie, wie die des Minotaurus. Circe ist jedoch keine Sammlung solcher Mythen. Es könnte eher gesagt werden, dass diese mit den Ideen der Autorin nahtlos verwoben wurden. Einige beiläufige Referenzen zu den antiken Sagen fallen manchen wahrscheinlich kaum auf. Leute die an der Mythologie interessiert sind, haben dadurch aber noch mehr Freude beim Lesen, wenn sie die Geschichten kennen. Durch Parallelen, wie zum Beispiel zur Odyssee, ist es offensichtlich, dass viel Arbeit und Überlegung hinter dem Buch steckt.
Obwohl das Buch an einigen Stellen eher langsam vorangeht, ist es nie langweilig. Allein durch die lebhafte Sprache, die eine etwas mystische Atmosphäre erzeugt, ist es schwer, den Roman aus der Hand zu legen. Die Erzählung verdient ihren guten Namen in der Bücherwelt zweifellos und was von Zeit zu Zeit an Spannung fehlen mag, wird mit Circes Cleverness und Verständnis von Göttern und Menschen, ausgeglichen.

Das Buch ist 2020 im Eisele Taschenbuchverlag erschienen und in der Bibliothek verfügbar.

Rezension von Lisa-Maria Brunner - Jänner 2021