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Collins Suzanne - Das Lied von Vogel und Schlange

                                                                                                                                                                             

Das von der Autorin Suzanne Collins verfasste Buch “Das Lied von Vogel und Schlange”, welches im Frühjahr 2020 erschienen ist, bildet die Vorgeschichte zu der bekannten “Hungerspiele” Trilogie. Obwohl es sehr viele Parallelen zu dieser Buchreihe gibt, ist es nicht nötig besonders viel Vorwissen darüber zu besitzen. Der neue Roman handelt von den jungen Jahren des späteren Präsidenten Coriolanus Snow, der Antagonist der “Hungerspiele”-Reihe. Das Buch spielt in dem in dem fiktionalen Staat Panem, zehn Jahre nach dem Ende des Krieges (also 64 Jahre vor “Tödliche Spiele”), in dem Distrikt 13 dem Erdboden gleich gemacht wurde. Während die Geschichte deutlich weniger Actiongeladen ist als die vorherigen Teile, gibt es sehr viel von den Hintergründen des dystopischen Staates “Panem” preis. Vor allem das politische und gesellschaftliche System wird dem Leser nähergebracht und auch viele Ereignisse des Krieges zwischen Kapitol und Distrikten werden beschrieben.

Die Absenz von besonders vielen Kampfszenen mag anfänglich etwas enttäuschend klingen, jedoch lässt sich somit das Prequel von den “Hungerspiele” Büchern unterscheiden. Ebenso wird der Kontrast zwischen dem Leben als Bürger oder Bürgerin in den Distrikten und in dem sehr viel gewaltloseren Kapitol verdeutlicht. Gleichfalls kommen die verschiedenen Probleme, die das Leben an beiden Orten kennzeichnen durch diesen stilistischen Unterschied zur Geltung.

Auch Coriolanus’ Persönlichkeit bildet einen starken Kontrast zu den vorherigen Romanen. Anders als Katniss, welche impulsiv und bescheiden ist, ist jedes Wort, das Coriolanus äußert, vorsichtig ausgewählt, sein Verhalten analytisch und kalkuliert. Snow versucht auch zu vertuschen, dass seine Familie – einst angesehen und wohlhabend – ihren Reichtum im Krieg verlor. Doch auch über seine Errungenschaften ist der junge Mann stolz und er scheut nicht davor sich seine Erfolge einzugestehen.

Allem in allem scheint diese Geschichte auch erwachsener zu sein als die “Tribute von Panem” Serie. Teils durch Snows Persönlichkeit, teils dadurch, dass der Roman sich stark mit Philosophie befasst. Eines der Hauptthemen ist die Frage danach warum die Hungerspiele überhaupt existieren. Es stellt sich heraus, dass die Antwort auf diese Frage sehr viel komplexer ist als Anfangs vielleicht gedacht. Doch es wird auch diskutiert wie die Spiele verbessert – also für die Zuschauer und Zuschauerinnen aus dem Kapitol unterhaltsamer und für das Publikum in den Distrikten grauenhafter – gestaltet werden können.

Das Buch ist 2020 im Oetinger Verlag erschienen und in der Bibliothek verfügbar!

Rezension von Lisa-Maria Brunner - September 2020