In dem Roman Clan-Land zeichnet der deutsche Straf-verteidiger Burkhard Benecken ein schauderhaftes Bild von Deutschland im Jahr 2044. Das Land wird von der rechts-nationalen Zero-Tolerance-Partei regiert.
Diese sorgt sich zwar sehr für die Umwelt, um Mitglieder des Islams dafür aber umso weniger. Als Rechtfertigung nennen Politiker die steigende Clan-Kriminalität.
Deshalb haben sich die meisten Mitglieder des Islam in die zwei Autonomen Zonen Neu-Essen und Berlin zurückgezogen. Dort können sie ohne systematische Diskriminierung leben.
Die Erzählung folgt dem Strafverteidiger Lorenz van Bergen, genannt der Jaguar. Anfangs scheint dieser alles zu haben, was man sich wünschen kann.
Doch er wird nach Neu-Essen eingeladen, wo er mit Abdelkarim Al-Zahidi, dem Führer der Autonomen Zone spricht. Dieser, der berüchtigtste Clan-Chef Deutschlands, erzählt van Bergen von seinen Plänen für die Zukunft der Autonomen Zone. Aus diesem Gespräch entwickelt sich eine feste Freundschaft zwischen den beiden und Lorenz realisiert, dass er mehr will als Geld und Ruhm.
Der Strafverteidiger will Al-Zahidi helfen, seine Träume zu verwirklichen und somit seinem eigenen Leben einen Sinn geben.
Doch bevor er es merkt, wird Lorenz in eine skandalöse Verschwörung gezogen, die nicht nur seine Karriere aufs Spiel setzt.
Das Buch sorgt für jede Menge Material für interessante Diskussionen, aber es ist eindeutig nicht einfach zu verdauen.
Viele der Ereignisse spiegeln unsere Welt wider. Zum Beispiel lesen viele, vor allem junge, Leute unvollkommene Fakten auf sozialen Medien und verurteilen dadurch viel zu schnell.
Dies wird im reformierten Rechtssystem des „schönen, neuen Deutschlands“ verstärkt wiedergegeben. Weiterhin gibt es etliche Firmen, die ihren Abfall in armen Ländern entsorgen, was ebenfalls in dem Roman angesprochen wird. Analysiert man Clan-Land genauer, können jede Menge solche Parallelen identifiziert werden. Da der Autor als Strafverteidiger bereits mehrere Mitglieder von muslimischen Familien vertreten hat, sind manche Ereignisse auch an wahre Geschehnisse angelehnt. Seine Erfahrungen und Einsichten geben der Erzählung mehr Authentizität. Grundsätzlich erinnert die Geschichte auch an gewisse historische Ereignisse wie den Armenischen Völkermord, bei denen gewissen Gruppen für allerlei Probleme die Schuld in die Schuhe geschoben wurde. Daher ist Clan-Land für alle, die sich für Politik sowie für Geschichte interessieren, empfehlenswert.
Das Buch ist 2020 im Benvenuto Verlag erschienen und in der Bibliothek erhältlich.
Rezension von Lisa-Maria Brunner - Februar 2021